Willkommen in Biesenbrow

Ehm Welks Kummerow, im Bruch hinterm Berge

Gutshaus

Das Gutshaus wurde vor über 300 Jahren zum Teil auf den Grundmauern eines der mittelalterlichen Rittersitze von Biesenbrow errichtet. Kellerreste dieser Burganlage konnten 2002 noch auf dem Gutshof gefunden werden. Das Gut in Biesenbrow war Eigentum des Herzog Joachim Ernst von Anhalt/Dessau (1901-1947), welcher am 13.09.1918 zum Thronerbe von Anhalt/Dessau wurde. Pächter war bereits ab 1894 Gustav Wölle und nach seinem Tod am 01. Dezember 1939 seine Ehefrau Margarete Wölle. Gustav Wölle ist neben seiner ersten Frau Anna, geb. Koplick auf dem Biesenbrower Friedhof beerdigt. Ehm Welk hat ihn in seinen Büchern als Graf Runcowricz betitelt und somit ein ewiges Denkmal gesetzt.

In der Weimarer Republik schloss sich der Herzog Joachim Ernst von Anhalt wohl den Nationalsozialisten an. Er geriet immer wieder in Streit, was ihn mitunter im Januar 1944 einen fünfmonatigen Aufenthalt im KZ Dachau einbrachte. Nach dem Krieg kehrte der Herzog nach Dessau zurück, wo er am 3.September 1945 vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet und ins Speziallager Nr.2 Buchenwald eingeliefert wurde. Am 14. März 1946 wurde der gesamte Besitz des Herzogs, darunter Biesenbrow und 14 Schlösser formell enteignet. Mit der Enteignung des Herzogs verlor auch Magarete Wölle ihren Pachtgeber, sie stirbt am 08.05 1963 in Mühlheim/Ruhr.

Von August bis Dezember 1945 kamen 90 Flüchtlinge in Biesenbrow an, die im Dorf untergebracht werden mussten und so bewohnten 1946 ganze 12 Familien das Gutshaus. Durch die SMAD wurde ein Befehl erlassen, nachdem in allen Dörfern mit Gutshöfen deren Charakter zu zerstören sei, zudem wurde das Abbruchmittel für die Neusiedlerhäuser benötigt. Auch das Gutshaus in Biesenbrow wurde für diese Sprengung vorgesehen. Die 12 Familien konnten jedoch nicht anderswo untergebracht werden. Dazu kam, dass 2 Räume als Klassenräume frei gemacht werden mussten, durch die nunmehr beengten Verhältnisse im eigentlichen Schulgebäude. Der Ausbau der Schule wurde vom sowjetischen Bildungsoffizier Oberleutnant Mironow festgelegt und es wurde von der Sprengung abgesehen. Seit 1962 hat sich im Obergeschoss bis zur Schließung der Schule 1974 der Turnsaal der Schule befunden.

Nach dem aufgeben mehrerer Gaststätten in Biesenbrow 1958 wurde im ehemaligen Gutshaus eine neue Gaststätte eingerichtet. Sie existierte bis zur Sanierung des Gutshausen ab 1994. Die Sanierung umfasste die Renovierung der Fassade und den Umbau des EG zu einem Versammlungs- und Feierraum mit moderner Heizung, Küche und Toiletten. Um 2000 wurden im Dachstuhl durch einen Holzbockbefall starke Schäden festgestellt. Diese waren bereits soweit vorangeschritten, dass von nun an die Nutzung des Gebäudes für die Gemeinde nur noch 1,5 jährlich im Voraus durch die Bauaufsicht Angermünde genehmigt wurde. Ein Wasserschaden im Jahr 2015 flutete das gesamte Erdgeschoss einen Hausschwamm zum Wachsen. Das Gebäude ist für die Nutzung seitdem völlig gesperrt und eine Sanierung durch die Stadt Angermünde aussichtslos. Die Zukunft des Ortsbildes prägenden Schlosses von Graf Runcowricz von nun an ungewiss.