Biesenbrow
Biesenbrow liegt etwa 15 km nördlich von Angermünde inmitten des Welsebruchs auf einem inselartigen, in das Bruch hineinragenden Ausläufer eines westlich anschließenden flachwelligen Grundmoränengebietes. Der Ort ist bis auf einen Abschnitt im Nordwesten an drei Seiten von flacher, mooriger Bruchlandschaft umgeben und hat somit eine Siedlungstopographisch besonders günstige Lage.
Zu den ältesten Hinweisen für die Anwesenheit der Menschen in der Region um Biesenbrow zählen Funde aus der frühen Jungsteinzeit, der Bronze- und Eisenzeit sowie der römischen Kaiserzeit. Die Germanischen Stämme, die bis zur Zeit der Völkerwanderung (ca. 375-568 n.Chr.) dort lebten werden den Burgunden zugerechnet. Ab dem 10. Jhd. besiedelten Slawen die Region und auch die Gemarkung und errichteten im 11./12. Jhd. mehrere größere Siedlungen. Unmittelbar nach 1250 erfolgte die Anlage des Ortes an der jetzigen Stelle, wo eine slawische Vorbesiedelung bisher nicht bestätigt wurde.
Die Siedlungsstruktur in ihrer planmäßigen, rechtwinkelig angelegten Wegestruktur sowie die Kirche, für ein Dorf viel zu groß, lassen bis heute eindeutige Spuren einer beabsichtigten Stadtgründung erkennen. Biesenbrow wird 1292 das erste Mal schriftlich in einer Urkunde genannt als Oppidum Bysmerow und wird auf eine Übertragung des slawischen Personennamens Bezmer zurückgeführt und bedeutet übersetzt Ort eines Bezmer. Es wird ebenfalls angenommen, dass der Name örtliche Besonderheiten nennt, z. B. Wiesezurückgeführt oder Bruch oder dem slawischen Wort für Holunder entspricht.
Durch seine Lage im lange umstrittenen Grenzgebiet zwischen Pommern und Brandenburg kam dem Ort auch eine militärische Bedeutung zu. Für die Zeit zwischen 1321 und 1375 wird hier eine nicht näher definierte Befestigungsanlage zur Sicherung der Territorialherrschaft erwähnt. Nachdem Biesenbrow im 15. Jhd. mehrfach seine Landeszugehörigkeit wechselte, verblieb der Ort 1472 endgültig unter brandenburgischer Herrschaft. Auch wenn der Ort in Schriftstücken weiterhin als Städtchen bezeichnet wurde, entwickelten sich die typischen administrativen und städtebaulichen Strukturen nur schwach und die Einwohnerschaft blieb bäuerlich zusammengesetzt. Im Mittelalter umfasste Biesenbrows Gemarkung vermutlich 60 Hufen (1 Hufen ca. 10-15 ha) aufgeteilt auf 4 Rittersitze. Eine drastische Zäsur brachte der Dreißigjährigen Krieg ab 1618, in dessen Folge der Ort mehrfach geplündert und verwüstet wurde. Zur selben Zeit starben über 250 Menschen an der Pest und durch dessen Entvölkerung sank das Städtchen zum Dorf herab. Im Siebenjährigen Krieg um 1756 musste Biesenbrow wieder unter Plünderungen leiden, als die Schweden kurzzeitig in die Uckermark einfielen. Ab dem 19. Jhd. stieg die Einwohnerzahl im Ort wieder kontinuierlich an und erreichte 1925 mit 603 Personen ihren Höchststand. Die meisten Einwohner verdienten ihren Lebensunterhalt als Gutsarbeiter und auch nebentätig in der Landwirtschaft. Mit rund 30 Höfen war der Anteil der bäuerlichen Eigenwirtschaft im Verhältnis zu vielen Dörfern in der Uckermark recht groß. Dazu kamen eine Ziegelei, eine Stellmacherei, zwei Schmiede, zwei Schankwirtschaften, ein Bäcker und Händler sowie mehrere Handwerker und kleine Gewerbetreibende.
Bestimmend für Biesenbrows Ortcharakter blieben bis heute die eigentümliche Lage inmitten der Bruchlandschaft und der ursprünglich städtische Gründungsansatz im Ortsgrundriss. Der Ort besitzt heute 224 Einwohner sowie einige historische Gebäude. Dazu zählen die Kirche, das Pfarrhaus, das Gutshaus, die Brennerei, die Schnitterkaserne sowie das alte Schulhaus.
Bekanntheit erlangte der Ort hauptsächlich durch den Schriftsteller Ehm Welk, welcher 1884 in Biesenbrow geboren wurde und durch einige seiner Kummerow Romane die Erlebnisse seiner Kinder- und Jugendjahre beschrieb. 2012 bekam der Ort zusätzlich einen archäologischen Bekanntheitsgrad durch den Goldschatz von Biesenbrow. Ab 1850 entdeckte man auf einem Kartoffelacker nordwestlich von Biesenbrow bei Feldarbeiten immer wieder Münzen, insgesamt deutlich mehr als 200 byzantinische Goldmünzen. Bei gezielten Nachgrabungen 2011 konnten noch 8 dieser Münzen geborgen werden.